Kontakt
Der Flächenfraß
Als Gott die Erde hat geboren,
nahm er weder Beton noch Teer.
Pflanzen und Tiere hat er auserkoren
und Fische, die schwimmen im Meer.
Den Menschen hat er erschaffen
nach seinem Ebenbild,
ganz nackt und ohne Waffen
sie auf die Welt gekommen sind.
Er sagte, macht euch die Erde untertan
um die Menschheit zu ernähren,
er sagte nichts von dem Wahn,
seine Schöpfung zu versehren.
Auf den Feldern und den Wiesen
sollten die Früchte gedeihn,
Blumen sollten sprießen,
die Menschen sollten sich freun.
Es hat nicht lange gedauert,
dass der Mensch nicht mehr folgsam war.
Er hat es zwar bedauert,
die Folgen sind ihm nicht klar.
Mensch, hörst du nicht das Schreien,
wenn du die Mutter Erde wieder quälst?
Niemand wird dir je verzeihen,
dass du ihre Haut wie einen Apfel schälst.
Füllst Beton in ihre Wunden,
schnürst sie mit Autobahnen ab,
ihr ganzer Körper wird zerschunden
und die Erde stirbt schön langsam ab.
Schlechte Verwalter sind wir auf Erden,
keine Umkehr vom Flächenfraß
belacht die Kritiker nur werden,
sie betonieren weiter mit Vollgas.
Warum Mensch wirst du ned gescheider?
Was muss denn alles noch geschehn?
Machst du einfach so weiter,
wird es uns boid nimmer gebn.
Mit ihren letzten Kräften
schlagt die Erde einmal zruck,
zusammen mit allen Mächten
und einem gemeinsamen Hauruck.
Mensch kehr um und mach dich frei,
geh hin zur Einfachheit im Leben.
Gfrei di, wenn d´Wiesn blüahn im Mai,
und lass Betonmaschinen stehen.
Verbau dir ned die letzt´ Natur,
die Kinder wollen spielen.
Sie werden fragen: Warum nur?
Wollt ihr sie anlügen?
Jede Blume, jedes Gras
ist es wert, es zu erhalten.
Bienen, Vögel haben ihren Spaß,
wenn sie die Natur mitgestalten.
Wenn dann die Natur is restlos verbaut
und das Unheil nimmt seinen Lauf,
wenn ma nur no brav zuaschaut,
hebt´s bittschön zwoa Quadratmeter für mi auf.
A Platzl no fürs groaß Finale,
betonfrei bitte und ohne teern.
Weil i mecht in jedem Falle –
amoi zur Heimaterde wern.
Heiner Sax, Oberharthausen